MatinéeDer Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte den Schriftsteller Klaus Mann einen „dreifach Geschlagenen – er war homosexuell, er war süchtig, er war der Sohn Thomas Manns“. Und dennoch: Klaus Mann stellte sich dem Zeitgeist mit unglaublicher Souveränität und lebte sehr stringent nach dem ungeschriebenen Motto „Freiheit verteidigen, Freiheit genießen“. Und er tat beides. Ausgiebig. Mit 17 flüchtete er erstmals für kurze Zeit nach Berlin. „Ich war im siebenten Himmel. In Berlin zu sein bedeutete an sich schon ein erregendes Abenteuer! … Die Stadt erschien zugleich erbarmungswürdig und verführerisch: grau, schäbig, verkommen, aber doch vibrierend von nervöser Vitalität, gleißend glitzernd, hektisch animiert, voll Spannung und Versprechen …Berlin war meine Stadt! Ich wollte bleiben. Aber wie?“ Die Klaus Mann Initiative Berlin erzählt das Leben des ältesten Sohnes des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann und dessen Beziehung zur deutschen Hauptstadt. Die Literaturgesellschaft hat ihre Ursprünge in Herzberg an der Elster. Frank Träger, damals Lehrer am Philipp-Melanchthon-Gymnasium Herzberg, übernahm die Leitung der im Niedergang begriffenen Schülerzeitung „Philli’s Paper“. Wichtigste Mitstreiter des Projektes waren seine Schüler Konstantin Rau und Markus Reiniger. Von Anfang war es das Credo des Neuanfangs, über den Tellerrand der Schule zu blicken und zu wirken. Eine Sonderausgabe zum Sommerkonzert in Stechau, die Seelenbretter-Aktion, ein vielbeachtetes Interview mit Friedrich Schorlemmer, vor allem aber das Gedenken an die jüdische Kaufmannsfamilie Schlesinger sind Beispiele dafür. In 2008 unterschrieb Frank Träger nicht das Angebot „Teilzeit schützt vor Versetzung“ und musste die Schule Richtung Berlin verlassen. Die beiden Jungen folgten ihm ein Jahr später nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Abiturs. (heute Studenten und als Vize bzw. Administrator für die Initiative tätig). Alle drei gründeten 2012 im Literaturhaus Berlin die Klaus Mann Initiative Berlin e.V. Von Anfang an mit dabei: Dr. Fredric Kroll, der 1945 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geborene Nestor der Klaus-Mann-Forschung, die italienische Doktorandin Valentina Savietto und der Vorsitzende des Berliner Kreises der Deutschen Thomas Mann Gesellschaft, Dr. Wilfried Opitz. Konstantin Rau, der seinerzeit 22-jährige Vizevorsitzende der Klaus Mann Initiative Berlin, erläuterte am 18. Juni 2013 bei der Eröffnung der Veranstaltung „Ethos und Diktatur – Klaus Mann vs. Gustaf Gründgens“ im Großen Saal des Literaturhauses Berlin das Credo der in mehrfacher Hinsicht jungen Literaturgesellschaft: „Es geht uns nicht um die ‚Anbetung der Asche‘, sondern – wie Gustav Mahler Jean Jaures zitiert – um das ‚Schüren der Flamme‘: Die Fragen, die Klaus Mann sich und seiner Zeit stellte, sind – unserer Meinung nach – brennend aktuell. Die Bandbreite dieser Fragestellungen reicht vom Ausleben des eigenen Soseins bis hin zur Frage nach der persönlichen Verantwortung für das Funktionieren oder die Verhinderung und Bekämpfung von Gewaltherrschaft.“ Markus Reiniger, Friedrich Schorlemmer und Konstantin Rau (Foto: Frank Träger, 2007) Konstantin Rau im Literaturhaus Berlin 2013 (Foto: Markus Reiniger, 2013) Gründung im Literaturhaus Berlin am 17.11.2014 (Foto: Klaus Mann Initiative Berlin, 2012) |